Produzenten & Kooperativen

Am Ufer des Bañado la Estrella (2) sammeln sie die Blätter des Carandillo (3) und verarbeiten sie zu wunderbaren Gegenständen. All ihre Produkte sind in Anwendung von althergebrachten Techniken ausschliesslich aus Carandillo-Blättern geflochten.

In den Gemeinschaften der Frauen vermitteln die erfahrensten Künstlerinnen den Jüngeren die Fertigkeit des Flechtens einzigartiger Stücke und übermitteln ihnen althergebrachte Kenntnisse. Mit diesen Gegenständen schenken sie Ihnen eine Erinnerung ihrer Heimat die ihnen alles bietet, was es zum Schaffen von wahren Kunstwerken braucht. Jedes Stück ist etwas Einzigartiges und Besonderes.

Die Verarbeitung des Carandillo (3)

Die Pilagá (1) Frauen begeben sich zu viert oder fünft in die Wildnis. Dort sammeln sie die Blätter des Carandillo (3). In der Regel müssen die Frauen fünf Kilometer tief in den Buschwald eindringen um zu den besten Blättern zu gelangen.

Sie verlassen ihre Häuser alle gemeinsam, beim Eintreffen in der Wildnis trennen sie sich aber, und jede sucht für sich nach den besten Blättern. Sie sammeln bis zu Einhundert Blätter. Die ältesten Frauen schultern ihre Blätter, währendem die jüngeren sie auf dem Kopf tragen. Für die grossen Werkstücke benötigen sie bis zu 120 der grössten Blätter.

Da der Carandillo (3) nicht angebaut wird, nehmen die Frauen nur einen Teil der Blätter der Pflanzen, damit diese neue Blätter spriessen lassen können.

Eines der Geheimnisse, das die Pilagá (1) Frauen bewahren um eine gute Qualität der Blätter zu gewährleisten, ist, am Tag nach dem Vollmond ernten zu gehen. Die Frauen versichern, an diesen Tagen finde man die allergrössten Blätter.

Die Pilagá (1) Frauen nutzen das Sonnenlicht für ihre Gänge in die Wildnis, weil die Wege in der Nacht gefährlich werden, bewegen sich doch dann dort Schlangen und andere Tiere, die sie verletzen könnten. Daher ziehen sie sehr früh los und nutzen den ganzen Tag zum Ernten ihrer Blätter.

Nach dem Ernten der Blätter beginnt das Herauslösen der Fasern. Diese Massnahme dient dazu, die Blätter in feine und weiche Fasern zu verwandeln, die in der Folge dann zum Flechten der Korbwaren dienen. Diese Arbeit wird mit Nadeln ausgeführt. Nach Abschluss der Verarbeitung der Blätter, legen die Frauen die Fasern einen ganzen Tag an die Sonne damit sie weiss werden.


(1) Gruppe der Guaiacurú, das heisst, der Urbevölkerung, die im Zentrum der Provinz Formosa im Norden Argentiniens lebt

(2) Das zweitgrösste Feuchtgebiet Argentiniens, gelegen in der nördlichen Provinz Formosa

(3) Kleine, höchstens 4 m hohe Palme

Wir Wichí (4) leben im Gran Chaco (8). Seit je her flochten wir die Fasern des chaguar (5 a), eine einheimische Pflanze, die in unserer Wildnis gedeiht. Von Generation zu Generation erlernen wir die verschiedenen Stiche und Muster die wir verwenden, wobei für uns jedes Stück einmalig und besonders ist. Wir flechten das, was wir in unserem täglichen Leben gebrauchen: Taschen zum Sammeln von Früchten, Netze zum Fischen oder Westen. Heute auch andere Gegenstände, die uns erlauben, unsere Kunst und unsere Kultur zu zeigen.

Der Ablauf des Verarbeitens der Pflanzen und Fasern

Den Wichí (4) Frauen gefallen die Farben. Sie sind zart und elegant. In der Wildnis bewegen sie sich vorsichtig aber ohne sich aufzuhalten. Die Wichí (4) verfügen über althergebrachte Flecht- und Stick-Techniken. Sie flechten mit Fasern, die sie aus dem chaguar (5 a) gewonnen haben, das heisst, aus einer im Buschwald des Gran Chaco (8) typischen Pflanze, die der aloe vera (9) ähnelt. Die meistverwendete Art ist die Hyeronimi (chutsaj in der Sprache der Wichí (4)).

Diese Pflanze findet man im halbtrockenen Chaco der Provinzen Salta, Formosa und Chaco in Argentinien sowie in Paraguay und Bolivien. Diese widerstandsfähige Faser wird von den Wichí (4), einem Volk von Jägern und Sammlern, seit undenklichen Zeiten zur Herstellung von Haushaltgegenständen verwendet, wie Taschen, Überwürfe (Ponchos), Kleider, Netze und Seile, aber auch in vielen weiteren Lebensbereichen.

Mit den aus einem langen, arbeitsreichen Ablauf hervorgegangenen Fasern flochten die Wichí (4) früher die Westen für den Krieg, die Netze zum Fischen und die yicas (Taschen) zum Sammeln der wilden Früchte. Heute stellen sie Handwerkskunst her, die auf der ganzen Welt mehr und mehr anerkannt und geschätzt wird.

Der Begriff chaguar (5 a) stammt aus der Sprache der Quechua (6); und in den Gegenden, in denen das Guaraní (7) verbreitet ist, kennt man ihn auch als caraguatá (5 b).

Der chaguar (5 a) wird nicht angepflanzt; er gedeiht im Halbschatten der halbhohen Büsche der Wälder des Chaco und vermehrt sich mit Seitensprossen (Ausläufer).

Das Verfahren zum Gewinnen von Fasern des chaguar (5 a) erfolgt in mehreren Etappen:

Ernte: Die Frauen streifen durch die Wildnis und suchen nach dem chaguar (5 a). Da die Blätter Stachel tragen, fassen sie die Pflanzen mit einem Stock.

Herauslösen der Fasern: Die Frauen wählen die Blätter aus und entfernen die stachelbewehrte Aussenhaut.

Säuberung: Die Frauen schlagen die Fasern und dann schaben sie die Blätter um sie von Verschmutzungen zu reinigen.

Bleichen: Sie spülen die sauberen Fasern und trocknen sie an der Sonne. Je stärker sie der Sonne ausgesetzt werden, desto weisser werden die Fasern.

Erarbeiten der Schnüre: Die Handwerkerinnen lösen die einzelnen Fasern, die unterschiedlich kräftig sind, ab. Anschliessend drehen sie diese auf ihren Beinen unter Zuhilfenahme von Asche bis sich ein sich hart anfühlender Faden herausbildet.

Färben: Sie verwenden Wurzeln, Früchte, Rinden und Blätter aus dem ursprünglichen Dickicht des Gran Chaco um sich Farben zu beschaffen. Die traditionellen Farben sind Ocker, Schwarz und Braun.

Gestaltung: Die Muster stammen aus dem kulturellen Universum der Wichí (4), einem Volk von Jägern und Sammlern, das schon immer im Buschwald gelebt hat, und sich nach dem Ablauf der Natur ausgerichtet hat. Sie geben die Tiere wieder, die im Dickicht leben, und zu denen der Jäger eine enge Beziehung aufbaut, was so weit gehen kann, dass er sich eins fühlt mit der Seele der Beute. Zu den meistverwendeten Motiven gehören der Rücken des Suri (10), das Auge der Eule, die Brust des Spechts oder die Haut der Schlange.


(4) Im Chaco, im Norden des heutigen Argentiniens, angesiedelte Ureinwohner

(5) (a und b) Pflanze, Faser

(6) Völker der Urbevölkerung, die ursprünglich im Gebiet der heutigen Staaten Argentinien, Bolivien, Chile, Kolumbien, Ecuador und Peru lebten (andine Völker)

(7) Sprache, die von der Urbevölkerung in Paraguay, im nordöstlichen Argentinien, in Teilen Boliviens und im südöstlichen Brasilien gesprochen wird (im Urwald lebende Völker)

(8) Region im Zentrum Südamerikas, heute umfassend Teile der Länder Bolivien, Paraguay und Argentinien

(9) Seit Jahrtausenden verwendete Medizinalpflanze, beispielsweise zur Behandlung von Hautverletzungen

(10) Straussen-Art

Die Vereinigung Warmi Sayajsunqo, was in Quechua (14) so viel bedeutet wie «Beharrliche Frauen», ist seit der Entstehung der Gesellschaft eine aktive Aktionärin. Sie setzt sich zusammen aus Coya Frauen (15), die sich für die Entwicklung ihrer Gegend, die argentinische Puna (16), einsetzen, und sich dabei auf die Befähigung (Weitergabe von Kenntnissen) und den Unternehmergeist abstützen. Mit der Vereinigung «Beharrliche Frauen» sind wir mit dem Gebiet verbunden und mit der Problemstellung vertraut.

Mit Sitz in Abra Pampa, dem Herz des in der (argentinischen) Provinz Jujuy gelegenen Teils der Puna, vertreten wir gegen 90 Gemeinschaften, die in der Gegend leben. Das sind mehr als Dreitausend Familien, die einen Gemeinde-Fonds verwalten, der Mikro-Kredite vergibt und bestimmte örtliche Unternehmungen fördert. Seine Bemühungen fanden weltweit Anerkennung und Auszeichnung.


(13)    «Warmi» ist Quetchua (13) und bedeutet «weiblicher, erwachsener Mensch» (also «Frau»)

(14)    Gruppe eng miteinander verwandter indigener Sprachvarietäten, die im Andenraum Südamerikas gesprochen werden (Bolivien, Peru, Ecuador, Argentinien, Kolumbien, Chile und Brasilien; Amtssprache in Bolivien, Peru und Ecuador)

(15)    Andinische Urbevölkerung, die vor allem in den (argentinischen) Provinzen Jujuy, Salta und Tucumán lebt

(16)    Höhenstufe (Hochebene) der Anden von ca. 3’700 bis 4’800 m ü m, der Begriff wird auch für die dortige (Gras-)Vegetation verwendet

Sie verweben die Wolle, die sie von den kreolischen (11) Schafen des Gran Chaco (8) gewinnen, und verwandeln sie in wunderschöne Stoffe.

Alle Kleider färben sie mit ihren Pflanzen, Blättern, Rinden und Früchten und diese wiederspiegeln mit ihrer Vielfalt an Farben die Fröhlichkeit ihrer Kultur, die auch heutzutage noch lebendig und stark ist.

Indem sie ihr Handwerk pflegen, pflegen sie ihre Kultur. Jedes Stück ist einmalig und besonders.

Bearbeitung der Wolle

Die Wolle, die man vom Schaf gewinnt, ist der Rohstoff, der den Frauen der Qomle’ec die Möglichkeit gibt, Tierfiguren sowie Boden- und Wand-Teppiche herzustellen. Der ganze Ablauf beginnt mit vier Spülungen zum Entfernen des Schmutzes aus dem Schaffell. Nach dem Waschen, beginnt die Wolle ihren Trocknungsprozess.

Einmal trocken, kommt die Wolle in eine rueca (12) genannte Vorrichtung, mit deren Hilfe man die feinen Fäden gewinnt, die zum Stricken der verschiedenen Produkte verwendet werden.

Bevor sie mit dem Stricken beginnen, färben die Frauen ihre Fäden mit Naturfarben die aus dem Buschwald stammen. Die erwähnten Farbstoffe werden von den Frauen selbst gewonnen aus Früchten, Rinden und Wurzeln verschiedener Bäume.

Schliesslich, wenn die Fäden gefärbt sind, wird die Kreativität der Frauen umgesetzt in das Gewebe ihrer Wand- und Bodenteppiche sowie in die Vielfalt ihrer Tierfiguren.

Ihre Wand- und Bodenteppiche tragen das Wissen zahlreicher vergangener Generationen in sich. Die zur Anwendung kommenden Techniken, verbunden mit den unterschiedlichen Dicken der Fäden, machen es möglich, dass die Qomle’ec – Frauen Motive weiterführen können, die Weisheiten der Vorfahren widerspiegeln.

Auch wenn die Tierfiguren in der Gemeinschaft erst vor Kurzem eingeführt wurden, gibt es heute schon Frauen, die andere in dieser Handfertigkeit anleiten. Andererseits haben die Wand- und Boden-Teppiche eine weitzurückreichende Vergangenheit, genauso wie auch die Taschen, Gürtel und Schärpen.


(11) mit den Europäern nach Amerika gekommenen

(12) Spinnrock (Spinnrad)

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